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Bilder: Elisabeth Bussmann (Vergrößerung jeweils bei Klick auf das Bild)
Text: Andreas Kossmann
10 Frauen und Männer kamen am frühen Abend des 27. Juli 2022 nach Neuwied-Irlich, um gemeinsam eine neue Form des Martinsweg-Pilgerns auszuprobieren. "Ein Gott - viele Wege" deutet die religiöse Vielfalt an, die ein Kennzeichen der Stadt Neuwied ist. Nur wenige Tage zuvor war das 360jährige Jubiläum der Verkündigung des Rechts auf Religionsfreiheit in Neuwied durch Graf Friedrich III. gefeiert worden.
Das Pilgern am Abend (18:00 bis 20:30 Uhr) ist gerade für Berufstätige geeignet, die tagsüber und samstags keine Gelegenheit dazu finden.
Die Pilgertour begann vor dem Christuszentrum in Neuwied-Irlich. Beate Zwick berichtete über das Selbstverständnis der evangelischen Gemeinschaft und schloss mit einem typischen Zitat auf der Homepage als Impuls für den weiteren Weg.
An der Wiedmündung zeigte Ingrid Hillen einen Baum und deutete ihn meditativ als ein Zeichen für die Verbundenheit der Religionen untereinander. Gott ist wie ein gemeinsamer und tragender Stamm für die Religionen und Bekenntnisse, Sie wachsen aus ihm heraus wie die verschiedenen Äste und Zweige aus dem Baumstamm. Anschließend deutete Paul Peter Baum mit seinem umfassenden Wissen sehr anschaulich den geschichtlichen Hintergrund und die Entwicklung der Neuwieder Religionsfreiheit.
Beate Zwick führte mit spirituellen Impulsen die Pilger an verschiedene Orte in Neuwied, wo unterschiedliche Religionsgemeinschaften und christliche Kirchen Gott nach ihrer Glaubenstradition verehren. Christus Zentrum Neuwied - ev. Pfingstkirche, DITIB-Moschee, Gedenkstein der Armenier, jüdische Gedenkstätte an der ehemaligen Synagoge, alte Mennonitenkirche (Schloßstraße), Herrnhuter Viertel, ev. Marktkirche und Neuwieder Hospiz, katholische St. Matthiaskirche. Paul Peter Baum erklärte jeweils die geschichtlichen Hintergründe.
Ingrid Hillen benannte in einem Impulstext "Heiliger Martin, das imponiert mir" (von Georg Reuter), dass Religionsfreiheit nicht nur die freie Entfaltung der eigenen Möglichkeiten bedeutet, sondern zugleich Respekt vor anderen religiösen Überzeugungen einfordert. Der Bischof Martin von Tours zeigte diese Haltung als er einerseits wie ein überzeugter Christ lebte und sich andererseits als Anwalt gegen die Todesurteile für andersgläubige Mitchristen (Sekte der Priszillianer) beim römischen Kaiser einsetzte.
Die Abend-Pilgertour endete in der Neuwieder Fußgängerzone am "Engel der Kulturen" (Straßenkreuzung) mit einem gemeinsamen Gebet für den Frieden.