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Schon der Pfarrpatron Martin weist darauf hin, dass es hier bereits in fränkischer Zeit eine Kirche gegeben haben muss. St. Martin war dem Stift Gerresheim bei Düsseldorf inkorporiert, das Stift bezog Einkünfte aus der Pfarrei, musste aber für Bau und Unterhalt des Pfarrers sorgen. Nachdem 1198 Dorf und Kirche verwüstet worden waren, begann man mit dem Bau der heutigen Kirche. Grundsteinlegung 1206 und Weihe 1214 sind nicht ganz unumstritten.
In dem Bauvorhaben scheinen sich drei Bauleiter abgelöst zu haben. Ein erster dürfte 1206 mit dem Westturm und dem Unterbau des Langhauses begonnen haben. Er plante eine Pfeilerbasilika nach Vorbild der Andernacher Pfarrkirche mit zwei Türmen am Ostende des Langhauses. Das Mittelschiff des Langhauses ist etwas breiter als der Westturm. Die beiden ersten Joche sind gleichlang, das dritte durch die Einfügung der unvollendeten Chorflankentürme verlängert. Reste über dem spätgotischen Sterngewölbe zeigen, dass es kein romanisches Steingewölbe gab, die Kirche war mit einer hölzernen Tonne gedeckt.
Nachdem dem Stift Gerresheim das Geld ausgegangen war, reichte es in Linz nur zur Vollendung eines beeindruckenden Chors im Jahr 1240, fünfseitig und zweigeschossig. Unten Vierpassfenster, oben lange Lanzettfenster. Über den dreifach gesetzten Diensten laufen schlanke unterlegte Rippen in einem hängenden Schlussstein zusammen.
Die unterhalb der Emporen erhaltenen Fresken sind um 1230 entstanden, mehrfach übertüncht, 1861 wieder aufgedeckt und erst in jüngster Zeit wieder restauriert wurden. Jede der sechs Jochwände zeigt über ihrem Mittelpfeiler eine Heiligengestalt, Männer auf der Süd-, Frauen auf der Nordseite.
Südwand, Westjoch
Der hl. Jakobus, kenntlich an der Muschel am Halssaum des Rockes. Er setzt zwei knieenden Pilgern Kronen auf. Beiderseits schlängelt sich durch die Mitte der Felder über den Arkaden ein breiter Weg, auf dem weiter Pilger heranziehen. Alle Pilger sin mit Mantelsäcken und Wanderstäben, einige mit Taschen und Flaschen zur Reise gerüstet.
Südwand, Ostjoch
Der hl. Martin mit niedriger Mitra. Krummstab schräg vor den Leib haltend. Seine Linke hält den Mantel über das Bild der Pfarrkirche. Sie hat die Form, die ihr der spätgotische Umbau gegeben hat. Der Wiederhersteller der Fresken muß die alte Abbildung dem derzeitigen Zustand der Kirche angeglichen haben.
Westwand des Mittelschiffs
Die dreistreifige Malerei entstand beim Umbau von 1512-13. Der obere Streifen zeigt zwei Engel sowie Maria und Gabriel. Dieser hält ein Zepter, um das sich die Grußworte schlingen. An einer zwischen Maria und dem Engel stehenden Vase mit Lilien knien der Stifter, eine Frau und ein Kind. Der untere Streifen zeigt die Geburt Christi mit der Verkündigung an die Hirten, rechts die Anbetung der Könige.
Sandstein, farbig gefasst, 90 x 80 cm
Die Figur des Linzer Kirchen- und Stadtpatrons St. Martin befand sich ursprünglich in der Außennische über dem Hauptportal. Dem Datum im Bogenscheitel des Portals zufolge könnte sie um/nach 1512 aufgestellt worden sein, möglicherweise aber auch erst 1559, als einer Rechnung im Pfarrarchiv zufolge ein „Bildwerk aus Andernach“ geliefert wurde. Das Relief zeigt detailgetreu den hl. Martin zu Pferd, der seinen Mantel teilt. Zu Füßen des Pferdes mit opulentem Zaumzeug und goldenen Hufen stützt sich der Bettler mit nacktem Oberkörper auf eine Krücke, seine Beine sind amputiert. Zwischen den Pferdehufen sind ein abgebrochener Baumstamm und eine auffällige Blüte zu erkennen.
Die Figur wurde aus konservatorischen Gründen 1988 in die südliche Chornische der Martinskirche versetzt, die Außennische ziert eine Replik.
Steger, Denise, 800 Jahre katholische Pfarrkirche St. Martin im Spiegel der Kunst, hg. durch den Förderverein St. Martin-Kirche Linz/Rhein e.V., Linz am Rhein 2006 S. 117
Fotos: © Thomas Müller