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Linz

Geschichte der evangelischen Kirchengemeinde und ihrer Kirche

Linz hatte schon in der Reformationszeit evangelische Prediger. Der Erzbischof von Kurköln Hermann von Wied hatte zur Durchführung der Reformation im Kurfürstentum die Reformatoren Philipp Melanchthon aus Wittenberg und Marin Bucer aus Straßburg nach Köln berufen und 1542 beslossen, zunächst in Bonn,, Linz, Andernach und anderen größeren Orten des Kurfürstentums das Efangelium „rein“ predigen zu lassen. Martin Bucer hat auch in Linz vor dem Rathaus geredet und in der Martinskirche gepredigt.

Hermann zu Wied hatte den ehemaligen Ordensbruder der Minoriten Johann Meynerhagen als evangelischen Prediger für Bonn eingesetzt. Dieser ließ sich am 15.03.1544 in dem damaligen Linzer katholischen Pfarrhaus, dem Widdenhof, evangelisch trauen. Etliche Ratsherren waren zu Gast und schenkten zum Essen acht Kannen Wein. Der bisherige Pfarrer Nikolaus von Bergh war gewaltsam aus dem Pfarrhaus vertrieben worden.

Im Jahr 1545 erhielt Lind den ersten evangelischen Pfarrer, Dr. Albert Hardenberg, der in Wittenberg Martin Luther persönlich kennengelernt hatte. Hardenberg blieb nur ein Jahr in Linz, da ihn der Erzbischof nach Kempen berief. Sein Studiengenosse von der Löwener  Universität, Johannes Cavonius, den er als ersten Lehrer mitgebracht hatte, starb im selben Jahr. Mit dem Sturz des Erzbischof Hermann von Wied im Jahre 1547 erlosch auch der frühe Linzer Reformationsversuch.

Hermanns Nachfolger Adolf Schaumburg erzwang mit Druck und Drohung die Rückkehr der evangelisch Gesinnten zum alten Bekenntnis. Für die nächsten drei Jahrhunderte gab es in Linz weder eine evangelische Gemeinde noch einen evangelischen Gottesdienst.

Nachdem unter Napoleon Bonaparte das alte Deutsche Reich zusammengebrochen war, wurden durch den Reichsdeputationshauptschluß von Regensburg 1803 die geistlichen Fürstentümer aufgelöst, aufgeteilt und weltlichen Herrschaftsgebieten zugeteilt. Dies bedeutete auch für Kurköln das Ende. Der Wiener Kongreß 1814/1815  brachte eine staatliche Neuordnung, auf Grund dessen das Rheinland an Preußen fiel. Die Verfassung des deutschen Bundes garantiert allen Angehörigen der christlichen Konfessionen volle bürgerliche und politische Gleichberechtigung. Das war die Voraussetzung dafür, daß sich nach und nach Evangelische in den früher rein katholischen Gebieten des ehemaligen Kurköln niederließen, so auch in Linz und den anderen Rheinorten von Rheinbrohl bis Rheinbreitbach.

In diesem Bereich lebten 1840 etwa 150 Evangelische. Sie lebten in der Diaspora, d.h. in der Zerstreuung. In manchen Orten gab es nur eine einzige evangelische Familie. Auf Anregung des Hauptmannes a.D. Wilhelm Steffens wurden in Linz und Umgebung wohnende Hausväter der evangelischen Familien eingeladen und für einen „Verein zur Gründung einer eigenen Kirchengemeinde“ begeistert. Die Verrammelten verpflichteten sich, jährlich die Summe von 200 Talern aufzubringen zwecks Erwerbung eines Gotteshauses, Anstellung eines Predigers etc., „um der Wohltat eines geordneten kirchlichen Lebens teilhaftig zu werden.“

Schließlich erwarb man den sogenannten Katharinenhof, ein geräumiges Gebäude inmitten  eines von einer Mauer umgebenen Gartens in günstiger Lage. Er befindet sich direkt neben der heutigen Kirche. Das Haus war für mehrere Zwecke einer Kirchengemeinde geeignet: Als gottesdienstliche Statt, Betsaal genannt, als Schule und als Pfarrhaus.

Der Name Katharinenhof für das Gemeindehaus leitet sich davon ab, daß er 600 Jahre der Zisterzienserinnen Abtei St. Katharinen gehörte. Ursprünglich stand an der Stell des Katharinenhofes der sogenannte Gieselberger Hof. Er wurde 1257 von Ritter Gerhard von Rennenberg dem Nonnenkoster St. Katharinen, das er auch gestiftet hatte, geschenkt samt den dazugehörigen Weingärten und Ländereien. Der Hof diente dem Kloster vor allem als Weinkelter für die zahlreichen Weingärten, die das Kloster zwischen Leutesdorf und Unkel besaß. Hier fanden die Nonnen Zuflucht in kriegerischen Zeiten. 1695 wurde mit dem Neubau des Hofes begonnen. Diese Zahl lesen wir auf dem Schlußstein des Rundportals. Das darunter gemeißelte Wappen zeigt zwei gekreuzte Wolfsangeln, vermutlich das Wappen der damaligen Äbtissin Anna Maria Cludt

Am Peter und Paul-Fest, am 29. Juni 1845 war es soweit, daß mit dem ersten evangelischen Gottesdienste der Betsaal eingeweiht werden konnte. Merkwürdigerweise verliehen das Königliche Konsistorium und die königliche Regierung erst am 20. Mai 1856 der Gemeinde das Recht einer „privilegierten selbständigen Pfarrgemeinde“. Zu ihnen gehörten alle Evangelischen in Linz und Umgebung „auf 4 Stunden Länge und 1 ½ Stunden Breite“ (Fußmarsch) auf der rechten Rheinseite, d.h. im Gebiet von Rheinbrohl bis Rheinbreitbach.

1852 wurde der gemeindeeigene Friedhof „Am Sändchen“ eingeweiht. Danach wurde auch das verwirklicht, was von der Gründung an mitgeplant war: eine evangelische Schule.

1854 wurde als erste Hehrer Herr Runckel eingeführt. Er hatte 24 Kinder zu unterrichten. Die evangelische Schule blieb im Katharinenhof bis zum Bau einer neuen evangelischen Schule im Jahr 1962 „Im Bondorf“.

Nachdem man innerhalb von 10 Jahren Betsaal, Pfarrer, Friedhof und Schule hatte, wurde der Wunsch immer größer, daß zu den Gottesdiensten und Amtshandlungen geläutet werden sollte. Aber für Glocken wurden Glockenstuhl und Turm benötigt. Das hatte man nicht. Doch ungefähr dort, wo heute der Kirchturm steht, stand damals das sogenannte Grabentor. Eines der vier Stadttore von Linz. Es war als Glockenturm für drei kleine Glocken geeignet. So wurden 1857 mittels zahlreicher Spenden von der Bochumer Gußstahlfabrik drei Glocken gekauft und im Grabentor aufgehängt. Zwei davon hängen noch heute im Kirchturm, während die größte Glocke erst 1890 gegossen wurde.

Im Jahr 185 hatte die Gemeinde 218 Gemeindemitglieder, von denen allein in Linz 150 wohnten. Da sich der Betsaal meist als zu klein erwies, entstand das Verlangen nach einem Kirchbau. Die Kosten wurden dafür auf 9000 Taler berechnet. Der vierte Linzer Pfarrer, Joachim Friedrich Wilhelm Krüger (1862-1870), sorte dafür, daß vermittels bedeutender Opfer der Gemeindemitglieder, Kollekten aus der ganzen Rheinprovinz und Hilfen des Gustav-Adolf-Vereins 7200 Taler zusammenkamen. Mit diesem Grundstock  konnte man getrost an den Kirchbau herangehen.

 Die Stadt Linz schenkte das aus Basalt-und Bruchsteinen erbaute Grabentor der Gemeinde, sodaß damit das ganze Fundament und er Sockel der Kirche errichtet werden konnten.

Am 17. März 1864 wurde der Grundstein gelegt und am 29. Juni 1865 erfolgte die feierliche Einweihung, also 20 Jahre nach dem ersten evangelischen Gottesdienst in Linz und der Einweihung des Betsaales.

Die Leistungen und die spürbaren Opfer der Gemeindemitglieder in den ersten beiden Jahrzehnten der Gemeindegeschichte waren so enorm, daß es i unserer Zeit nichts Vergleichbares gibt. Der Wunsch, eine kirchliche Heimat zu haben war ihnen jede Anstrengung wert. Sie dachten jedoch nicht nur an sich. Ein Presbyter wurde als Diakon beauftragt, für die Armen zu sorgen. Dazu wurde ein Armenfond geschaffen. Der Frauenverein setzte sich für die Förderung der Mission und der Diakonie-Anstalt Kaiserswerth ein. Infolge der Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jh. und des damit verbundenen Zuzuges wuchs die Zahl der Gemeindemitglieder immer mehr. Auch nach dem zweiten Weltkrieg erfolgte ein starker Zustrom von evangelischen Flüchtlingen und Heimatvertriebenen aus dem östlichen Deutschland, besonders aus Ostpreußen und Schlesien.